
Schaut man sich “Premium” Themes verschiedener Anbieter, Designer und Marktplätze an, so fällt immer eine Gemeinsamkeit auf: Die meisten Themes werben mit “Advanced Theme Options”, manchmal ist auch von “Powerful Frameworks” die Rede. Gemeint ist damit immer: Das Theme kann im Backend häufig nach Belieben geändert werden, für die meisten Anwender ist ein Blick in den Quelltext oder gar das Ändern von Zeilen und Code gar nicht mehr notwendig.
Wer einen Tracking-Code integrieren will, der tut das in den “Theme Options”. Wer zwischen WordPress-Thumbnails und TimThumb entscheiden will, der tut das in den “Theme Options”. Und wer die Startseite nach seinen Vorlieben gestalten will, der tut das in den “ThemeOptions”. Auch das hier auf wpLove.de eingesetzte Theme hat solche “Advanced Theme Options”. Deren Funktionen habe ich aber gnadenlos abgebaut.
Denn solche “Advanced Theme Options” oder “Frameworks” haben Vor- und Nachteile. Und meiner Meinung nach überwiegen die Nachteile.
Vorteile von “Advanced Theme Options”/”Frameworks”
Solche erweiterten Theme Optionen oder “Frameworks” ermöglichen Usern auch ohne technisches Verständnis, Anpassungen an ihrer Seite vorzunehmen. Ohne Hilfe ist es möglich die Startseite nach eigenem Belieben anzupassen, zwischen Designoptionen zu wählen und Erweiterungen ohne Plugin-Installation zu nutzen.
Ein Trend, der sich offenbar durchsetzt: Auch die WordPress-Version 3.4 “Green” bietet jetzt einen “Theme Customizer” an, mit dem es möglich ist, ein Theme (bzw. dessen Look und Feel) ganz einfach im Backend zu ändern – Unterstützung dieser Funktionen im Theme selbst natürlich vorausgesetzt.
Grundsätzlich halte ich die Idee auch gar nicht für so falsch: Sie öffnet WordPress einer noch breiteren Nutzerschicht. Nämlich denen, die von Technik und WordPress, HTML und PHP absolut keine Ahnung haben, aber dennoch den Wunsch hegen, einen Web-Auftritt mit WordPress mit nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten. WordPress richtet sich somit vermehrt auch an die Menschen, die sonst beispielsweise auf “Homepage-Baukästen” zurückgegriffen hätten. WordPress könnte an Popularität gewinnen und das kann eigentlich nur allen recht sein.
Nachteile von “Advanced Theme Options”/”Frameworks”
Aber diese Vorteile machen die Nachteile meiner Meinung nach nicht wett.
Unnütze Einstellungen, volle Datenbank
Nicht selten sind die in einem “Framework” vorzunehmenden Einstellungen vollkommen überflüssig, unrelevant oder störend. Und trotzdem gibt es sie. Die Nutzer werden aufgefordert ein Theme anzupassen, der Verzicht auf Einstellungen ist dann aber nicht möglich. Klar kann man die Felder leer lassen, aber trotzdem speichert das Theme dann diese leeren Informationen in der Datenbank. Ärgerlich wird das vor allem dann, wenn durch eine Theme-Einstellung ein Plugin nicht mehr richtig funktioniert. Mein “Liebling” war in diesem Zusammenhang immer das “WooFramework”, das auch SEO-Einstellungen vorsieht. Die wollte ich aber gar nicht nutzen, wpSEO hat schließlich hervorragende Arbeit geleistet. Die Antwort des Support: Felder einfach leer lassen. War für mich aber keine Option.
Einschränkung der Kreativität
Dass man die Nutzer ermuntert Themes entsprechend persönlicher Vorlieben anzupassen, ist ja ganz schön. In der Umsetzung ist es häufig aber auch nur halbherzig und nicht zuende gedacht. Denn: In den allermeisten Fällen kann der Nutzer dann auch nur auf vom Programmierer festgelegte Einstellungen zurückgreifen. Definiert der Programmierer beispielsweise fünf Contentblocks auf der Startseite, so kann der Nutzer diese fünf anordnen. Eigene hinzuzufügen, bleibt ihm aber verwehrt. Der Nutzer kann vielleicht auch definieren, welche Kategorien Grundlage dieser Inhaltsblocks sein sollen. Will er aber ein ganz anderes Konzept fahren, ist er aufgeschmissen und braucht dann ggf. externe Hilfe.
Zum Editieren nicht geeignet
Und hier liegt m.E. das größte Problem: Viele der Themes mit “Framework” die ich in den letzten Monaten so angefasst habe, waren extrem “benutzerunfreundlich” aufgebaut. Mal fehlte es an einer sinnvollen Auskommentierung (was noch das geringste Problem ist), mal waren eigene Contenttypen definiert und deren Inhalt in irgendwelchen Unter-Unter-Templates versteckt und fast immer fehlte eine anständige Dokumentation, die auch Nutzern mit technischem Hintergrundwissen weitergeholfen hätte.
Das Editieren von Themes wird somit zum Graus. Wer ein Premium-Theme kauft, das er für die Umsetzung weit gereifter Ideen nutzen will, der muss in den meisten Fällen erst einmal das “Framework” komplett entfernen und das Theme neu “zusammenschustern”. Das macht Mühe, ist lästig und nervenraubend. Und macht einfach keinen Spaß.
Was meint ihr?
Ich bin von den meisten “Frameworks” nur noch genervt, weil sie mir das Leben unnötig schwer machen. Aber vielleicht bin ich damit ja auch allein. Welche Vor- und/oder Nachteile seht ihr beim Thema “erweiterte Theme Optionen”?
2 Kommentare zu "Erweiterte Theme Optionen: Fluch und Segen zugleich"
Theme Options die sich nicht nahtlos in das Design von WordPress integrieren sind mir ein Graus. Die Optionen müssen zudem an der passenden Stelle untergebracht werden.
Frameworks mit extrem vielen Hooks und Filtern, haben normalerweise eine komplexe Lernkurve und lassen sich nicht besonders gut anpassen. Aus meiner Erfahrung (vorallem Custom Theme Development), ist es besser ein einfaches Basis Theme zu verwenden und auf diesem aufzubauen. Child Themes bieten hier enorme Vorteile, denn wenn ein File anders als im Parent Theme funktionieren soll, einfach kopieren und anpassen.
Selbstverständlich kann es für gewisse Benutzer einfacher sein, mit Theme Options zu arbeiten, aber spätestens beim Wechsel des Themes oder bei grösseren Anpassungen, geraten diese Benutzer in Schwierigkeiten.
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